Patenkind der DEKA in Brasilien
Ende letzten Jahres waren Mônica Ferreira und ich in Igarassu / Brasilien und haben im Convento Sagrado Coração de Jesus das Patenkind der DEKA, Karolayne, getroffen. Wir konnten ihr auch den Brief und das Geschenk der Gemeinde überreichen. Hier können wir nun etwas über die aktuelle Situation berichten.
An den ersten Tagen trafen wir Karolayne zunächst nicht im Convento an. Die Kinder kommen normalerweise an jedem Wochentag nach der Schule (wenn die Schule vormittags ist ) und vor der Schule (wenn die Schule nachmittags ist) zum Convento, werden dort betreut, bekommen zu Essen, können duschen und nehmen an verschiedenen Kursen teil.
Am dritten Tag trafen wir dann Karolayne im Convento und konnten mit ihr ein Gespräch führen, so dass sie fortan auch jeden Tag zum Convento kam. In einem Gespräch mit ihrer Mutter konnten wir herausfinden, warum Karolayne manchmal nicht zum Convento kam: Die Mutter erklärte, dass oft kein Essen vorhanden ist und Karolayne möchte dann ihre Mutter nicht alleine lassen. Wir konnten Karolaynes Mutter überzeugen, dass es besser ist, wenn Karolayne auch dann zum Convento geht. Zumindest bekommt sie dann dort etwas zu essen.
So kann man hier schon die Schwierigkeiten der Familie erahnen. Karolaynes Vater hatte vor ca. 4 Jahren einen Schlaganfall und ist deshalb arbeitsunfähig. Leider wurde die Berufsunfähigkeit aber von der staatlichen Sozialversicherung abgelehnt und so bekommt er keine Rente. Er hat auch keine Möglichkeit, diese einzuklagen, da er keinen Anwalt bezahlen kann.
Karolaynes Mutter ist sehr klein und mager, so dass ihr niemand eine Arbeit geben möchte, da niemand ihr zutraut, diese erledigen zu können. Manchmal kann sie eine Freundin oder Bekannte zu einer Arbeit begleiten und verdient dann ein bisschen Geld. Ansonsten versucht sie, ein bisschen Geld durch Muschelfischen zu bekommen. Das Muschelfischen ist eine sehr schwere Arbeit, die früh morgens beginnt und sich den ganzen Tag hinzieht: zunächst eine Fahrt mit dem Kanu, dann das Fischen der Muscheln, Rückfahrt, dann Aufbereitung der Muscheln, Abfüllen des Muschelfleisches in Tüten und schliesslich Verkauf des Muschelfleisches. Von vielen Kilogramm Muscheln gibt es nur einige Gramm Muschelfleisch. Jedoch kann Karolaynes Mutter dieses Muschelfischen auch nicht immer machen, da Karolaynes jüngerer Bruder eine Behinderung hat, die sich durch starke Hyperaktivität äussert. Deshalb ist die Anwesenheit der Mutter im Hause wegen des Sohnes und natürlich auch wegen des Ehemannes erforderlich.
Karolaynes ältere Schwester hat jetzt das Haus verlassen, denn sie hat einen festen Freund und ein Baby. Sie ist 14 Jahre alt. Leider passiert dies recht oft, dass die Jugendlichen aus sehr schlechten Verhältnissen sich sehr früh in eine Beziehung binden, in der Hoffnung, aus der bisherigen Situation zu entkommen. Ein fester Freund stellt da das Seil da, mit dem sie denken, sich aus der Patsche ziehen zu können. Wenn die rosarote Brille des Verliebtseins sich dann wieder aufklart, müssen sie dann feststellen, dass sie eine ähnliche Familiensituation geschaffen haben, wie zuvor.
Die Arbeit im Convento möchte vor allem den Kindern und Jugendlichen eine stabile Basis bieten, dass sie Essen, Hygiene und Zuneigung haben. Zusätzlich zur Betreuung werden zurzeit die Kurse Religionsunterricht, Informatik und eine Gruppe mit einer Psychologin angeboten. Weiterhin werden verschiedene Aufführungen mit Theater und Tanz vorbereitet und es gibt auch Ausflüge.
Vor unserer Abreise konnten wir noch sehen, wie Karolayne bei den Aufführungen der Weihnachtsfeiern mitgemacht hat. Leider erreichte uns dann ein paar Tage vor Weihnachten die traurige Nachricht, dass Karolaynes Vater einen zweiten Schlaganfall hatte.
Die Hilfe der Gemeinde für Karolayne und ihre Familie ist also sehr wichtig. Wir danken im Namen von Karolayne, ihrer Familie, aller Beteiligten des Conventos in Igarassu und im Namen des Zahnärzlichen Hilfsprojektes Brasilien e.V. (über welches die Patenschaft läuft) der Gemeinde für die Unterstützung und Hilfe. Bei Fragen zum Projekt stehen wir gerne jederzeit zur Verfügung.
Text und Foto Dr. Axel Geiger